Mein Food- und Weinblog erzählt über Weine und Speisen aus aller Welt, die mir über den Weg und meistens über meine Küche gelaufen sind. Ein weiteres Thema sind die Weinreise-Tagebücher.
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Lujan de Cuyo
Die Andenüberquerung
So lange war das dann auch gar nicht. Genau 6 Stunden inklusive Grenzübertritt. Die Umstände waren aber vermutlich auch optimal: Sonntag. Fast kein Verkehr auf den Südamerikanischen Strassen. Von Santiago aus ging es zuerst nach Norden wieder fast ins Valle Aconcagua (die selbe Strecke, wie zuvor mit dem Mietwagen zurück von Errázuriz). Dann alles entlang des Rio Aconcagua bis zum Ort Los Espinos. Ab dann heisst der Fluss Rio Juncal. Nach einer eindrücklichen Serpentine etwa wie am Grimselpass kommt der Skiort Portillo auf 2900müM, unweit des Aconcagua (höchster Berg Amerikas, 6962müM). Der Ort besteht aber nur aus ein paar wenigen Hütten. Und einige Sesselbahnmasten waren auch zu sehen. Sieht alles ziemlich trostlos aus.
Der Uspallata Pass (3800müM) wird mit Bussen und LKWs nicht überfahren. Es gibt einen nur 3km langen Tunnel (Túnel del Cristo Redentor auf 3200müM). Die Chilenen nennen den Pass Paso International los Libertadores. Der Zoll ist dann erst einige Kilometer auf Argentinischer Seite in einer grossen Halle, wo auch Busse Platz haben.
In Argentinien geht es gemächlicher bergab. Zuerst entlang dem Rio de las Cuevas und bald danach Rio Mendoza. Die Kleinstadt Uspallata (1800müM) wirkt als grüne Oase in der Wüste. Das Ziel war dann der Bus Terminal del Sol in Mendoza (750müM). Über den ganzen Pass verlief übrigens bis vor wenigen Jahrzehnten die Andenbahn von Buenos Aires nach Valparaiso mit 1m Spurweite. Vielerorts sieht man noch die imposante Trasse. Versuche, die Bahn vollständig zu restaurieren und wieder fahren zu lassen, verliefen wegen prognostizierter Kosten in Milliardenhöhe bisher leider im Sand.
Und jetzt noch die Bildstrecke:
In Mendoza holten wir den Mietwagen am Flughafen ab und fuhren in den nahe gelegenen Vorort Chacras de Coria, wo unser Jardín de Piedras Hotel Boutique y Restó ist. Zum Nachtessen nach über einer Woche endlich wieder mal Pasta. Die sind in Argentinien neben den Steaks allgegenwärtig.
2. Tag Valle Colchagua
Nach wie am jedem Tag ausgiebigem Frühstück (zum Mittag gab’s nie was zu essen ausser dem obligaten Apfel) fuhren wir die kurze Strecke zu einem der herrschaftlichsten Weingüter Chiles: Lapostolle. Die Subregion des Colchagua nennt sich Apalta.
Lapostolle (34.639602, -71.313321): Alexandra Marnier Lapostolle, die Urenkelin des Erfinders des Grand Marnier, ist die treibende Kraft der Viña Lapostolle. Die Weingüter sind:
- Dieser Apalta Weinberg mit Luxussuite ab 900USD pro Nacht. Das war selbst mir dann etwas zu teuer bei meiner Reiseplanung. Zudem war es diese Nacht schon im April ausgebucht…
- Atalayas im Valle Casablanca: Chardonnay und Pinot Noir
- Las Kuras im Valle Cachapoal, bei Requinoa
Viña Montes (-34.614808, -71.275801):
Wenige Auto-Minuten nebenan ist ein weiteres Chilenisches Urgestein: Die Familie Montes wurde kürzlich im Vinum Magazin vorgestellt. Viel Engagement für fantastische Weine. In Argentinien bauten sie vor nicht so langer Zeit ein weiteres Weingut auf: Kaiken. Das will ich dann nächste Woche in Mendoza auch besuchen.
Bei Viña Estampa (-34.576013, -71.379464) und MontGras Winery (-34.564195, -71.401199) machten wir nur einen kurzen Fotohalt. Man wird halt mit der Zeit verwöhnt von den Spitzengütern…
Die letzten drei besuchten Bodegas in Colchagua sind allesamt sehr bekannt bei uns von den Grossverteilern. Es sind, wie ich sie schon vorgängig mal nannte, „anständige“ Weine in der Preisklasse knapp unter 10 bis gegen 20 Franken. Alle drei sind riesige Weingüter und bieten wenig bis nichts für den Weintouristen. Aber die Reben in der schönen Landschaft hab´ ich trotzdem gesehen und die Weine werd´ ich trotzdem wieder gelegentlich kaufen für „unter der Woche“.
Caliterra Vineyard (-34.517250, -71.296431) wurde einst von Mondavi/Chadwick aufgebaut. Die Lage ist super in einem gottverlassenen Talkessel. Talkessel scheinen hier in Chile sowieso bevorzugte Weinterroirs zu sein.
Viña Sutil (-34.449858, -71.395033), auch bei Coop erhältlich, liegt mehr in der offenen Ebene. Wer diese Unmengen Wein alles trinken soll, fragt man sich manchmal schon. Sutil war übrigens eines der wenigen Güter, wo wir Arbeiter in den Reben sahen. Diese (die Reben) sehen dann auch sehr gepflegt aus. Es sind sicher hunderte Kilometer, die von solchen Gütern am Boden und am Stock bearbeitet werden müssen.
Viña Los Vascos (die Basken, -34.485008, -71.533892) gehört Baron Eric de Rothschild. Auch hier unendliche Weinfelder in der Ebene und auch an kleineren Hängen.
ENDE der Chile Weinferien. Fazit: die mittelpreisigen Massenweine werde ich gerne wieder trinken. Die wirklich spassige Herausforderung wird aber sein, die in der vergangenen Woche gefundenen und gesehenen Topweine in der Schweiz aufzutreiben, vorerst mal zu lagern und bei Gelegenheiten mit besten Erinnerungen an die 2018er Weinreise zu verköstigen.
Die letzte Nacht verbringen wir jetzt dann nochmals im NH Collection in Santiago. Diesmal gab’s ein Zimmer mit direktem Blick auf Costanera. Der wohl beste Ausblick in ganz Chile. Und morgen der anfangs angekündigte autofreie Tag: mit dem Reisebus von Santiago nach Mendoza. Über den Uspallata Anden-Pass (3800müM). Der Wetterbericht meldet Schneefall und -1°C dort oben. Argentinien – wir kommen!
Valle Rapel und erster Teil Valle Colchagua
Valle Rapel
Viña Anakena (-34.302156, -70.772208) ist ein weniger bekanntes Gut in Rapel. Ganz in der Ebene. Dafür war es zugänglich und die Wärterin unterhielt sich lange mit uns. Ohne etwas Spanischkenntnisse ist eine Tour auf eigene Faust in Chile aber nicht zu empfehlen. Der Betrieb stellt nicht nur Wein her, sondern auch andere landwirtschaftliche Produkte wie Tomaten und Kirschen. Die Chilenischen Kirschen seien ein Hype in China…
Anders dann gleich nebenan bei Viña San Pedro (-34.354599, -70.715696). Das ist ein Spitzengut mit dem Topwein Altaïr, von dem ich stolzer Besitzer einer Flasche bin. Hier wird alles weiträumig abgesperrt und am Gutseingang erhält man nur Zutritt, wenn man sich vorgängig zu einer konkreten Tour angemeldet hat. Aber wir haben eh keine Zeit für grosse Aufenthalte auf den Gütern.
Valle Colchagua
Rein gefühlsmässig denke ich, dass das Valle Colchagua am meisten Weine in Chile hervorbringt. Der Name prangt auf so vielen Flaschen. Etwa ab der Stadt San Fernando beginnt diese fruchtbare Gegend.
Bei Viña Casa Silva (-34.539003, -70.966821) hielten wir uns nicht lange auf. Am speziellsten ist die zum Weingut gehörende grosse Polo Anlage mitten in den Reben.
Luis Felipe Edwards kenne ich als anständigen Denner-Wein. Und hier im Puquillay Alto Estate (-34.683529, -71.172644) ist die Zentrale. Es muss sich um ein sehr grosses Gut handeln. Besucher sind gänzlich unerwünscht und riesige LKW’s mit zum Teil Schiffscontainern beladen verlassen das Anwesen im 10-Minutentakt. Da muss es sich um Massenproduktion handeln. Die Reben sehen aber nicht viel anders aus als bei den Boutique Gütern 🙂
Die Viña Viu Manent (-34.649705, -71.307936) wurde vor drei Generationen von den katalanischen Familien Viu und Manent gegründet. Eine Bodega mit viel Geschichte also. Mit wunderschönem Lehrgarten mit allen angepflanzten Rebsorten. Sogar die weisse Viognier kommt hier zum Einsatz. Und Viu Manent waren die ersten, welche den Argentinischen Malbec in Chile anpflanzten.
Der Topwein ist der Viu 1 Malbec. Hab den soeben im Internet auch in der Schweiz entdeckt. Muss ich haben…
Nur wenige 100m von unserem heutigen Hotel entfernt war Viña Laura Hartwig (-34.630648, -71.374520). Eine kleine, feine Bodega wo wir je ein Glas der besten Tropfen degustierten.
Den späteren Nachmittag und die Nacht verbrachten wir dann im Terraviña Hotel ausserhalb des Hauptortes Santa Cruz. Inmitten von Weingärten. Die totale Ruhe und Entspannung mit viel Zeit zum Bloggen! Ein Wetterwechsel für’s Wochenende kündigte sich mit Wolken und tieferen Temperaturen an. Erstmals leicht unter 30°C.
Valle Maipo
Heute besuchte ich Weingüter, die die beiden grössten Weinhändler der Schweiz, Coop und Denner, sowie Globus im Sortiment haben.
Viña Tarapaca (3.770560, -70.929943) liegt in einem schönen Talkessel und umfasst mehrere Kilometer Land. Zuhinterst im Kessel ist die grosse Weinkellerei. Tarapaca hat auch Reben in anderen Gebieten Chiles (z.B. Leyda). Aktuell herrscht eine grosse Dürre und Wasserknappheit in Chile. Der durch Tarapaca führende Fluss ist fast ausgetrocknet.
De Martino (-33.752986, -70.896678) habe ich auch schon getrunken in der Schweiz. Der Hauptsitz ist hier im Ort Isla de Maipo. Weitere Pflanzungen sind aber auch in anderen Regionen. Zum Beispiel der Weisse im Valle Casablanca.
Viña Undurraga (-33.646905, -70.885420): Am Rande der Kleinstadt Talagante fanden wir die Undurraga Vinery. Bei 35°C im November war es eine Oase der Stille und Erholung.
Santa Rita im Ort Alto Jahuel (-33.724390, -70.677944) ist sehr alt und traditionsreich. Im grossen Weingut ist ein kleines, modernes Museum untergebracht. Wir sahen 2 Ausstellungen:
- Chilenische Aquarell Maler
- Ausgrabungsobjekte aus vorspanischen Epochen (gewisse Tongefässe wurden sogar auf dem Weingut bei Bauarbeiten entdeckt)
Am Vorabend tranken wir einen Santa Rita Carmenere zur Pizza in der Pizzeria Signore gleich vis-a-vis vom Hotel. Im Tripadvisor hatte die eine super Bewertung und wir wurden nicht enttäuscht.
Concha Y Toro (-33.635256, -70.574021) ist wohl eine oder die bekannteste Weinmarke in Chile. Beziehungsweise es ist der Hersteller und die Marken sind dann unterschiedlich. Sehr bekannt sind auch bei uns:
- Top: Don Melchor
- Marques Casa Concha
- Terrunyo
- Casillero del Diablo
Die Viña Almaviva in Puente Alto, einem Vorort von Santiago, ist eine Koproduktion von Philippe de Rothschild und Eduardo Guilisasti Tagle, Chairman of Viña Concha y Toro. Die edlen Weine sind auch bei Concha y Toro ausgestellt und zum Verkauf angeboten worden.
Am Abend ging’s in ein super Japanisches Restaurant zu Sushi und Teriyaki: The Temple im Santiago Intercontinental.
Von Santiago nach Valparaiso durch das Valle Casablanca
Grundsätzlich ist es das Weissweingebiet Chiles. Mittlerweile werden aber vermehrt auch rote Traubensorten angebaut. Und viele grosse chilenische Weingüter haben ihren Weissweinableger hier. Die weissen Sorten sind mehrheitlich Sauvignon Blanc und Chardonnay. Zudem sieht man auch Riesling, oft sogar als late harvest, also Spätlese.
Die Weinmarken sind:
- in Casablanca
- Veramonte (Sauvignon Blanc und Chardonnay)
- Ritual (Pinot Noir und Merlot)
- Rotweine in Apalta (Valle Colchagua)
- Primus
- Neyen
Die Hinreise endete im Doppelort Valparaiso – Viña del Mar am Pazifikstrand. Am faszinierendsten war die extreme Steilheit der Stadt Valparaiso.
Danach ging es zurück auf dem direkten Weg nach Santiago und leider noch gegen 20h in den ganz grossen Feierabendstau geraten.