Wenn ich geschäftlich mit dem Auto unterwegs bin und ein Weingebiet in der Nähe ist, kann ich meistens nicht widerstehen, Rebberge oder einen Winzer zu besuchen. So geschehen gestern im Kanton Neuenburg in Cressier. Zwischen Neuenburger- und Bielersee liegt einer der schönen Südhänge mit warmem Klima. Eigentlich suchte ich die Domaine de la Rochette von Monsieur Jacques Tatasciore. Der ist vor kurzem mal in einer Weinzeitschrift in den höchsten Tönen gelobt und bewertet worden für seine sündhaft teuren Weine. Ein Freund aus NE lachte dann nur, als ich ihm davon erzählte. Ich verstand nicht genau, was er damit meinte…
In Cressier angekommen, fand ich ein abbruchreifes Haus an der Strasse mit Aufschrift „La Rochette“. Ein Bauer wusste nichts oder wollte dem Suisse-Toto nichts sagen. Dann fuhr ich dem Wegweiser „Caves“ nach und landete unversehens vor der grossen Bodega (pardon: Cave) La Grillette. Verschiedenste Rebsorten und Ausbaustufen und alles biodynamisch bearbeitet. Der oben erwähnte Starwinzer sei noch nie in Cressier gesehen worden und der Standort seiner Vielles Vignes sei auch nicht bekannt. Ich hatte begriffen und hakte nicht mehr nach. Hingegen verweilte ich fast eine Stunde bei der super freundlichen Frau, die den Laden schmeisst.
Ich konnte degustieren und den Demo-Rebgarten sowie den Fasskeller anschauen. Und fachsimpeln. Für den Preis eines der Phantom-Weine kriegte ich einen Karton perfekter Pinot Noirs und Oeil de Perdrix. Der „Graf Zeppelin“, im Barrique ausgebaut, wollte vom Namen her nicht so recht in die welsche Weinszene passen. Die Weinberaterin erklärte mir dann zu meiner Überraschung, dass die Grillette Weine einst in den Zeppelin-Luftschiffen ausgeschenkt wurden und da offenbar eine freundschaftliche Beziehung bestand. So ein Zeppelin wartet jedenfalls jetzt in meinem Keller auf … hoffentlich nicht seinen Absturz.