Nach meiner Erfahrung ist die Weinqualität schon in den meisten Fällen eine Funktion des Preises. Selbstverständlich nicht linear und mit Ausnahmen. Aber wenn man einen 30-fränkigen Wein kauft, kann man mit grosser Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die objektive Qualität (Balance, Länge, Intensität und Körper) gut ist. Umso ärgerlicher sind die Korkenriecher („Zapfen“). Und die treten bei teuren Weinen oder mindestens bei mittel teuren nach meiner Erfahrung mindestens so häufig auf wie bei Billigweinen. Und nicht seltener als vor langer Zeit. Also kaum eine Verbesserung.
Nur: die teureren lagerten mindestens bei mir jahrelang im Keller (bei besten Verhältnissen). Und ich notiere bei jedem Wein, wo ich ihn kaufte. Aber ein Kassenzettel von einst ist natürlich nicht mehr vorhanden. Also keine Rückgabe möglich. ÄRGER pur! Und wenn man Besuch hat und dann zuwenig Flaschen vom selben Wein – noch mehr ÄRGER. Da ich ziemlich viel Wein trinke und vor allem auch immer wieder neue, habe ich das subjektive Empfinden, dass ich oft – zu oft – „Zapfenweine“ habe. Ich sehe schon lange nicht mehr ein, weshalb man Kork-Zapfen verwendet. Sogar Spitzen-Önologen geben heute zu, dass jeder andere Verschluss besser ist. Die Mär mit Sauerstoffaustausch etc. ist sowieso längst widerlegt worden worden. In Australien werden Spitzengewächse mit Schraubverschluss versehen. Bitte liebe Winzer: schliesst Euch diesen Pionieren an!
Über die Ursache der Korkenriecher gibt’s verschiedene Theorien. Die eigentlichen Moleküle sind bekannt. Aber woher diese den Weg in den Wein bzw. Korken finden, ist weniger klar. Früher sagte man, das kommt aus schlechten Korken. Heute besteht auch die Theorie, dass die Ursache im Wein ist und dann erst in der Flasche in den Korken gelangt. Der Korkzapfen ist jedenfalls schlussendlich der Endtäter.
Diesmal bei einem meiner absoluten Lieblinge: Remelluri Reserva (Rioja) „lupfte es mir den Hut“. Da habe ich zum Glück persönlichen Kontakt zum Lieferanten und werde die Flasche anstandslos ersetzt kriegen. Aber aus Wut suchte ich in meinem Keller einen bewusst „billigen“ Ribera del Duero. Und aha: er hatte einen Kunststoffkorken. Und somit garantiert keinen Korkenriecher. Nehmt Euch in Acht, ihr konservativen Winzer! Die Verschlussrevolution kommt.