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The Thermomix Experience

Den Ausdruck Thermomix hatte ich schon öfters vor allem auf der Suche nach spanischen Rezepten erblickt. Konnte mir ausser einem Mixer nicht viel darunter vorstellen. Zudem sind elektrische Maschinen in unserer Küche mit wenigen Ausnahmen verpönt und verbannt 🙂 Aber: ich hatte letzte Woche die einmalige Chance, im Thermomix-Kochstudio in Wallisellen (Schweiz) einem kleinen Kochkurs beizuwohnen. Natürlich (fast) alles mit Thermomix.

Der Name Thermomix ist korrekt gewählt: das Gerät hat einerseits eine Schneid- und eine Rührfunktion. Beim Rühren dreht sich das Messer einfach mit der runden (stumpfen) Seite voraus. Und die zweite Funktion ist das „Thermo“, also der Kochbehälter kann erhitzt werden. Drehzahl und Temperatur werden natürlich mikroprozessor-genau an den jeweiligen Rezeptschritt angepasst. Intervenieren ist geradezu verboten. Zusätzlich ist im Behälter eine genaue Waage integriert. That’s it. Keine Raketentechnik. Und bis vor nicht so langer Zeit war das offenbar alles. Wenn ich es richtig verstanden habe, mussten die Rezepte im Internet oder auf Papier konsultiert werden. Der aktuelle Thermomix ist da schon eher auf dem Stand der Technik. Er hat einen Touch-Bildschirm und tausende Rezepte, die man suchen und laden kann. Dann gibt einem das Gerät jeden einzelnen Koch-Schritt detailliert an. Man arbeitet also das Rezept am Bildschirm ab.

Wir kochten:

  • diverse Dip-Saucen (Hummus etc.)
  • ein Riesling-Schaumsüppchen
  • Focaccia Fladen
  • einen Broccoli-Apfel-Salat
  • ein Gulasch Stroganoff
  • weissen Reis zum Stroganoff
  • ein Beeren-Sorbet

Mein kritischer Eindruck:

  • Alles, was teigig, saucig, kleingeschnitten etc. ist, lässt sich natürlich perfekt zerkleinern und köcheln. Eine perfekte Teigmaschine. Eine perfekte Saucen-Maschine.
  • Alles, was nicht kleingeschnitten werden soll, ist ungeeignet und musste von Hand geschnitten werden. Ich viertelte z.B. die Champignons für das Stroganoff. Und auch dessen Gewürzgurken mussten händisch in Scheiben geschnitten werden.
  • Für Fleisch ist die Maschine fast gänzlich ungeeignet. Lediglich ein sous-vide Kochen von vakuumiertem Fleisch ist möglich. Aber das kann ich auch im Ofen oder im Topf. Die geschnittene Stroganoff-Huft mussten wir ganz normal in der Bratpfanne braten und am Schuss zufügen.
  • Der Reis gelang gut bis sehr gut. Nachdem ich aber in meinem Leben wohl schon hunderttausende Mal diverseste Reise gekocht habe, sehe ich eigentlich keinen Vorteil in der Maschine. Denn auch mir gelingt der Reis gut bis sehr gut 🙂
  • Es gibt nur einen einzigen Behälter bzw. Arbeitsstation. Man kann also nur jeweils etwas auf’s Mal kochen. Und die Grösse ist sehr beschränkt. Also eher etwas für kleinere Haushalte als für grosse Feten.

Fazit:

  • Als begeisterter Ingenieur gefallen mir (fast) alle Maschinen. Der Thermomix macht einen hervorragenden Eindruck, was Verarbeitung und Technik betrifft. Die Rezepte-Führung ist ziemlich idiotensicher.
  • Das schönste am Kochen: das Braten, die Düfte, das würzen nach eigenem Geschmack, das Kochen mit dem Auge, das Kombinieren, das gelegentliche Improvisieren, das Abschmecken und-und-und bleiben alle auf der Strecke.
  • Mit dem Thermomix ist man gezwungen, seriell zu kochen, also eins nach dem anderen. Ich koche oft parallel. Multitasking. Selbst Männer können das nach langem Üben. Die totale Kochzeit erschien mir deshalb mit dem Thermomix eher länger als konventionell. Und vieles muss lange warm gehalten werden. Beim Fleisch ein absolutes NoGo. Es wurde hart beim warten.
  • Trotzdem: jede Maschine hat ihre Anhänger. Hier wohl die, welche weder Talent noch Willen noch Lust zum Kochen haben. Einen Zeitgewinn sehe ich aber definitiv nicht.
  • Fazit des Fazits: ich würde das schöne Ding nicht mal geschenkt nehmen. Aber wie arm wär‘ das Leben, wenn immer alle das selbe denken und lieben?

Zum Schluss noch grossen Dank den beiden engagierten Thermomix Instruktorinnen! Würde sie sofort im Vertrieb einstellen.

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