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Topweine – einmal nicht aus Spanien

Angefangen hat meine Koch- und Weinleidenschaft ja vor Jahrzehnten mit Spanien, dem Land meiner mütterlichen Wurzeln. tapas.ch ist so entstanden. Mittlerweile sind 596 Beiträge auf diesem Blog. Aber immer nur Spanien ist auch langweilig.

Da ich über fast alle meine Weine Buch führe, interessiert mich mal die Länderstatistik der Weine, die ich seit sehr vielen Jahren kaufte. Bin halt ein Zahlen-Fetischist und Excel macht’s einfach 🙂

LandWeineProzent Weine
Argentinien506.8
Australien71.0
Chile293.9
Deutschland121.6
Frankreich537.2
Italien9913.5
Libanon10.1
Marokko10.1
Neuseeland20.3
Österreich71.0
Portugal71.0
Schweiz669.0
Spanien39153.1
Südafrika20.3
Uruguay20.3
USA81.1

Das ist also meine weinpolitische Gesinnung:

  1. Spanien (53%)
  2. Italien (14%)
  3. Schweiz (9%)
  4. Frankreich (7%)
  5. Argentinien (7%)
  6. Chile (4%)

Ist doch interessant, oder? Zwei Drittel aus spanisch sprechenden Ländern. Aber jetzt zum anderen Drittel. Von diesen Weinen habe ich in letzter Zeit 7 besonders edle Tropfen fachmännisch degustiert und beschrieben und ich will sie euch nicht vorenthalten.

Côte de Nuits Villages „Réserve de la Comtesse“, 2015, Frankreich, Burgund, Côte de Nuits, 100% Chardonnay, Sylvain Loichet, CHF 38

  • mittleres Zitronengelb
  • mittlere Geruchsintensität nach:
    • Apfel
    • Quitte
    • Grapefruit
    • Toast
    • nussig
  • voll gereift
  • trocken
  • Säure mittel
  • Alkohol mittel
  • voller Körper
  • mittlere Geschmacksaromen nach:
    • Grapefruit
    • Melone
    • Honig
  • langer Abgang
  • Qualität sehr gut
  • kann getrunken werden, hat aber noch Reifepotential

Fazit: Herrliche Balance Säure – Süsse. Man schmeckt fast sowas wie Tannin auf der Zunge. Gereift! Das pelzige kommt wohl vom Fassausbau. Weissweine haben grundsätzlich kein Tannin aus den Trauben, da sie keine Zeit auf der Maische verbringen. Ausser Orange Weine 🙂

Sassi Grossi, Ticino DOC Merlot, 2011, Schweiz, Tessin, 100% Merlot, Gialdi, CHF 49

  • tiefes Granatrot
  • mittlere Geruchsintensität nach:
    • Preiselbeeren
    • Brombeeren
    • Toast
    • Kaffee
    • Schokolade
  • voll gereift
  • trocken
  • Säure mittel
  • Tannin mittel
  • Alkohol mittel
  • voller Körper
  • mittlere Geschmacksaromen nach:
    • Erdbeere
    • rote Kirsche
    • Rosine
  • langer Abgang
  • Qualität sehr gut
  • kann getrunken werden, hat aber noch Reifepotential

Fazit: Endlich wieder mal ein teurer Wein, der voll überzeugt. Ausserordentlich ausgewogen (Balance). Perfekt zum Tessiner Steinpilzrisotto.

Duckhorn, 2009, USA, Kalifornien, Napa Valley, Merlot, Duckhorn Vineyards, CHF 60

  • mittleres Rubinrot
  • ausgeprägte Geruchsintensität nach:
    • Erdbeere
    • Cassis
    • Backpflaume
    • Marmeladigkeit
    • Karamell
    • Kaffee
  • voll gereift
  • trocken
  • Säure mittel
  • Tannin mittel
  • Alkohol mittel (auf der Flasche finde ich beim besten Willen keine Alkohol-Angabe!?)
  • voller Körper
  • ausgeprägte Geschmacksaromen nach:
    • rote Pflaume
    • Backpflaume
    • Rosine
    • Fruchtkompott
  • langer Abgang
  • Qualität hervorragend
  • kann getrunken werden, hat aber noch Reifepotential

Fazit: Ich trinke nicht viel USA Weine. Vor allem seit Trump. Aber den kaufte ich vor vielen Jahren in Boston. Dieser Merlot ist sowas von „mein Typ“. Muss zugeben, seit Monaten nicht mehr sowas perfektes getrunken! Die Amis aus Kalifornien sind sonst nicht so mein Stil. Oftmals überladen und süsslich („künstlich“). Duckhorn ist alte Schule. Man denkt wohl, ich sei verrückt, einen 60$ Wein zum superscharfen Lammcurry zu trinken, aber er passt perfekt, der Merlot. Superfruchtig und fantastische Balance. Den könnte man wohl 20 Jahre lagern. Der Merlot ist die traditionelle Speerspitze der Duckhorns. Bis jetzt habe ich leider keine Bezugsquelle in der Schweiz gefunden. Komisch.

Château Phélan-Ségur, 2007, Frankreich, Bordeaux, Saint-Éstèphe, 47% Merlot, 51% Cabernet-Sauvignon, 2% Cabernet Franc, Château Phélan-Ségur, CHF 42

  • mittleres Granatrot
  • ausgeprägte Geruchsintensität nach:
    • roter Pflaume
    • Marmeladigkeit
    • medizinisch
    • Kaffee
    • Schokolade
    • Backpflaume
    • Waldboden
  • voll gereift
  • trocken
  • Säure mittel
  • Tannin mittel
  • Alkohol mittel
  • mittlerer Körper
  • mittlere Geschmacksaromen nach:
    • rote Kirsche
    • grüne Paprika
    • Zedernholz
  • langer Abgang
  • Qualität sehr gut
  • kann getrunken werden, hat aber noch Reifepotential

Fazit: Normalerweise mache ich die systematischen Weinbeschreibungen aus Kapazitätsgründen nur für meine Spanischen Weine. Aber diesen sehr bekannten und geschätzten Bordeaux wollte ich auch mal analysieren. Ich bin kein wirklicher Bordeaux-Fan und Kenner. Der Phélan Ségur liess mich wieder an gute Produzenten glauben. Nach dem kürzlichen Vega Sicilia Desaster mit einem Alión. Phélan Ségur: ein edles, zartes Gewächs. Aus Südamerika kriegt man sowas aber zu einem Drittel des Preises 🙂

Pì Vigne – Barolo, 2006, Italien, Piemont, Nebbiolo, Silvio Grasso, CHF 34

  • blasses Granatrot
  • mittlere Geruchsintensität nach:
    • Cassis
    • Backpflaume
    • Pfeffer
    • Leder
    • Tabak
  • voll gereift
  • trocken
  • Säure mittel
  • Tannin hoch
  • Alkohol hoch
  • mittlerer Körper
  • mittlere Geschmacksaromen nach:
    • rote Johannisbeere
    • Cassis
    • schwarze Pflaume
  • langer Abgang
  • Qualität sehr gut
  • kann getrunken werden, hat aber noch Reifepotential

Fazit: 13 jährig! Sehr viel Depot. Dekantieren und lüften! Ein herrlicher Barolo zu vernünftigem Preis. Gigantische Tannine und trotzdem auch fruchtige, süssliche Anklänge. Perfekt zum Brasato mit Polenta.

Alfa Cruz, 2007, Argentinien, Mendoza, Valle de Uco, 50% Tempranillo, 35% Malbec, 15% Cabernet Sauvignon, Bodegas y Viñedos Ortega Fournier, CHF 39

  • tiefes Rubinrot
  • ausgeprägte Geruchsintensität nach:
    • Brombeere
    • Heidelbeere
    • schwarze Pflaume
    • medizinisch
    • Rauch
    • Pilze
  • voll gereift
  • trocken
  • Säure mittel
  • Tannin hoch (+)
  • Alkohol hoch
  • voller Körper
  • ausgeprägte Geschmacksaromen nach:
    • rote Johannisbeere
    • Erdbeere
    • rote Kirsche
    • Rosine
    • Marmeladigkeit
  • langer Abgang
  • Qualität sehr gut
  • kann getrunken werden, hat aber noch Reifepotential

Fazit: Mittlerweile gehört diese Super-Bodega nicht mehr den spanischen Ortega-Fourniers aus dem Ribera del Duero. Sie haben verkauft an Agostino Wines. Der Name Alfa Crux ist als Ikone neu der Name der ganzen Bodega. In der Schweiz finde ich ihn leider nicht mehr. Vorher bei Mövenpick. Schwarze Früchte und Waldluft. Ein herrliches Bouquet! Im Gaumen ebenso herrliche, anhaltende aber abgeschliffene Tannine. 13 jährig und kein bisschen alt. Es bewahrheitet sich immer wieder, dass sehr gute Weine mit der Alterung qualitativ ausserordentlich zulegen können. Ein wirklich sehr guter Argentinier. Schade, dass er mit neuem Besitzer nicht mehr in der Schweiz erhältlich ist.

Decero Malbec, 2015, Argentinien, Mendoza, Luján de Cuyo, 100% Malbec, Bodegas Finca Decero (Thomas Schmidheiny), CHF 25

  • mittleres Rubinrot
  • mittlere Geruchsintensität nach:
    • roter Kirsche
    • roter Pflaume
    • medizinisch
    • Kiefer
    • Gewürznelke
  • voll gereift
  • trocken
  • Säure mittel (+)
  • Tannin mittel
  • Alkohol hoch
  • mittlerer Körper
  • mittlere Geschmacksaromen nach:
    • Preiselbeere
    • Erdbeere
    • roter Kirsche
  • langer Abgang
  • Qualität sehr gut
  • kann getrunken werden, hat aber noch Reifepotential

Fazit: Riecht wie in einer guten Holzsauna 🙂 Im Gaumen sage ich mal „sweet & sour“. Der Wein hat mich auf Anhieb begeistert, weshalb ich meine 2.5 auf 3 Punkte aufrundete (= sehr gut). Balance und Komplexität sind top. Mir gefällt der Malbec von Schmidheini besser als sein Syrah. I’m lovin it!

Uff – das war ein sehr langer Blog. Halber Sonntag. Aber ich habe hiermit meine besten gesammelten Weinerlebnisse des Jahres 2020 exkl. Spanien präsentiert. Hat Spass gemacht.

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