Mein Food- und Weinblog erzählt über Weine und Speisen aus aller Welt, die mir über den Weg und meistens über meine Küche gelaufen sind. Ein weiteres Thema sind die Weinreise-Tagebücher.
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chronologisch:
Küferweg Fest
Château Dassault 1997
Fazit:
Die Farbe zeigte das hohe Alter an: Granatrot.
Nase: dunkle, marmeladige Beeren, fruchtiger Merlot eben. Schokolade. Ich bin (noch) kein totaler Aromenspezialist, auch wenn ich regelmässig mit dem grossen „Nez du Vin“ Set übe.
Gaumen: durch das Alter abgeschliffene, aber immer noch präsente Tannine. Unmittelbar nach dem Öffnen noch keineswegs trinkbar. Etwas oxidative Alterserscheinungen. Bittere Noten. Viel Depot. Ich dekantierte für 2 Stunden. Und dann, zum Essen, war er wohl auf dem Höhepunkt, der Dassault. Ein altehrwürdiger Wein. Als Spanienkenner erinnerte er mich an alte Riojas.
Kein Erlebnis, dass man sich jeden Tag wünscht. Man muss Spass am alten Wein haben und sich entsprechend mit ihm befassen.
Und zum Essen? Eine meiner Leibspeisen: geschnetzelte Kalbsleber in Rahm-Salbei Sauce mit Rösti. Der Dassault passte hervorragend, ist die Sauce doch mit dem Portwein und Balsamico auch oxidativ.
Hier mein Rezept: Geschnetzelte Kalbsleber in Salbei-Rahmsauce.
Spargelzeit
Nichts wie hin, hiess es deshalb dieses Wochenende. 500g weisser Spargel pro Person bei www.spargel.ch. Unbedingt telefonisch vorbestellen. Der Preis richtet sich nach dem Durchmesser.
Über den passenden Wein zu Spargel wird viel geschrieben. Traditionell ist er natürlich weiss. Sauvignon Blanc wird oft erwähnt. Und die Sauce bzw. Zubereitungart soll eine Rolle spielen. Da sind die Geschmäcker verschieden. Buttrige Saucen (Hollandaise) sind verbreitet aber nicht mein Ding. Wenn sämig, dann eher Béarnaise. Frisch geriebener Parmesan Käse darüber ist OK. Und den grünen Spargel mag ich am liebsten auf Spanische Art: in viel Olivenöl mit Salz und Pfeffer im Ofen gebraten. Das ist dann deftiger und problemlos auch für Spanischen Rotwein. Als Beilage kleine Kartoffeln, Rohschinken, und für mich besonders fein: dicke Stücke gekochter Schinken, im Ofen leicht angewärmt.
Der Wein war diesmal ein Chardonnay vom Weingut Kilchsperger (CHF 17.-), nur unweit der Spargelfelder. Weil Chardonnay in der Schweiz eher selten wächst und ich ihn auch selten auftische in Anbetracht der vielen herrlichen spanischen Weissweine. Die Hauptargumente hatten also gar nicht viel mit der Paarung Speise-Wein zu tun. Und so finde ich es auch authentischer. Das Resultat: sicher weniger Säure und süssere Früchte als beim Sauvignon Blanc. Der Hersteller spricht von Ananas. Ich spürte das Holz. Ein gelungenes Spargelessen.
Rabattschlacht
Von Vino Vintana: wohl der Händlerschreck schlechthin. Billigstweine und Top-Crus nebeneinander, vor allem aus Spanien und Italien. Obwohl: durch die generell gesunkenen Bruttopreise sind die Rabatte auch nicht mehr so extrem wie vor dem Frankenschock. Aber der „Wein-Outlet“ ist einen Steinwurf von meinem Arbeitsplatz entfernt.
- Gago von Telmo Rodriguez, Toro, Spanien. Der sympathische Rodriguez Spezialist ist aber die Weinhandlung am Küferweg in Seon. Auch nicht viel teurer.
- El Tractor Vendimia Seleccionada, Rioja Alta, Spanien
- Il Pino di Biserno, Toscana IGT, Italien. Von den Trauben her ein 100%iger Bordeaux, also ein sogenannter „Super-Toskaner“.
Von Globus Delicatessa: führt ein nobles Sortiment. Aber preislich nur während den häufigen Aktionen interessant.
- Finca Dofí, Priorat, Spanien. Diese teure Preziose war schon lange auf meinem Wunschzettel. Das warten hat sich gelohnt. Auf diesen Kultwein bin ich stolz.
- OM 500, Mallorca, Spanien
- Pago el Espino, Andalusien, Spanien. Mein erster Andalusier. Aus dem Bergdorf Ronda.
Amézola Reserva Señorio Rioja zu niedergegartem Entrecôte
Genau in der Mitte zwischen den Rioja Hauptorten Logroño und Haro liegt die Bodega Amézola de la Mora. An einem kleinen Zufluss zum Ebro. Die Weine gefielen mir von Anfang an. Der Reserva Señorio ist zwar ein reinrassiger Rioja, aber irgendwie nicht so überladen wie andere Reservas. Liegt es an den 15% Mazuelo (= Garignan) und Graciano, welche die Frucht des Tempranillo etwas zurückbinden und dafür mehr Säure und Tannin beisteuern?
Passt perfekt zu wertvollem Fleisch. Ich bin kein Saucen-Fan, wenn’s um solches Fleisch geht. Lieber pur und mit Wein im Glas statt Tunke über dem Fleisch.
Niedergaren kann jede/r. Nur eine Krux verfolgt mich seit Jahren: es dauert ausnahmslos immer viel länger als man plante. Diese 800 Gramm weit über drei Stunden, bis der Kern 53°C erreichte. Da ist der Wein dann in der Küche schon fast leer…
Hier zu meinem Rezept: Entrecôte niedergegart
Ceviche und Mosel-Riesling
Wie meistens, wenn ich mich an Neues heran wage, stöbere ich stundenlang im Internet. 95% ist Schrott. Und von den restlichen 5% versuche ich mein Rezept zusammenzustellen. Meine Tapas habe ich fast alle vor Ort in Spanien schon genossen. In Peru war ich leider noch nie. Aber als versierter Kulinariker spürt man schnell, was stimmig ist. Mein erstes Ceviche wurde jedenfalls von meinem einheimischen, extrem kritischen Publikum (= Familie) auf fast unglaubliche Weise akzeptiert.
Für mich ist die Frage, welcher Wein dazu passt, natürlich fast so wichtig wie das Gelingen des Rezeptes. Ich nahm an, dass das Ceviche sauer schmecken werde, marinierte ich die Kabeljau-Würfel doch in über 1dl beissend saurem Limettensaft. Dank der „leche de tigre“ (Tigermilch) – schlicht und einfach Kochrahm mit Gewürzen – wird die kalte Speise aber erstaunlich gemässigt. Trotzdem tippte ich auf einen leicht süsslichen, natürlich weissen Wein. Riesling: ein Reizwort in meinem önologischen Leben. Gemäss der „Nachkriegs-Rhetorik“ meines Vaters war ein deutscher Wein gleichzusetzen mit Sirup und damit ein No-Go für ein zivilisiertes, humanistisches Wesen. Tempora mutantur – die Zeiten ändern sich. In meinem WSET Kurs lernte ich, dass der deutsche Riesling die Königin der Weissweine ist. Das ist objektiv. Ich bin aber subjektiv. Deshalb hatte ich zur Zeit nur genau eine Flasche deutschen Riesling neben hunderten geliebten roten Tanninbomben im Keller. Teuer wie eine Königin und von der Mosel, wo sie fast alle mehr oder weniger süss sind. Und der Winzer ist einer der ganz grossen dort.
Ich muss sagen, es war eine meiner besten Entscheidungen. Peru und Mosel. Was kümmern mich da noch die verregneten Pfingsten?
Und hier noch mein Rezept zum nachkochen: Ceviche