Die allermeisten Weine liste ich ja nach Jahrgang und trinke sie dann nach Erreichen der vom Hersteller oder den Profis bescheinigten optimalen Trinkreife. Bei hochwertigen Bordeaux Weinen ist die Lagerfähigkeit nach oben aber offen. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass eine Lagerung so über 15 Jahre nicht immer optimal ist. Den hier beschriebenen Château Dassault habe ich vor vielen Jahren mal bei einer günstigen Grosshändlerauktion erworben. Er ist gemäss Internet bis heute fast dreimal teurer geworden (ca. CHF 75). Die letzte von dreien, jetzt 19-jährige Flasche musste jetzt dran glauben. 1997 war eigentlich eher ein schwacher Bordeaux Jahrgang. Der Dassault kommt aus Saint-Émilion. Pomerol und Saint-Émilion sind die beiden Gebiete auf der rechten Seite der Dordogne. Und damit die Merlot Weine. Bei den „linken“ dominiert Cabernet Sauvignon. Dassault hat 75% Merlot Trauben – meine Favoriten.
Fazit:
Die Farbe zeigte das hohe Alter an: Granatrot.
Nase: dunkle, marmeladige Beeren, fruchtiger Merlot eben. Schokolade. Ich bin (noch) kein totaler Aromenspezialist, auch wenn ich regelmässig mit dem grossen „Nez du Vin“ Set übe.
Gaumen: durch das Alter abgeschliffene, aber immer noch präsente Tannine. Unmittelbar nach dem Öffnen noch keineswegs trinkbar. Etwas oxidative Alterserscheinungen. Bittere Noten. Viel Depot. Ich dekantierte für 2 Stunden. Und dann, zum Essen, war er wohl auf dem Höhepunkt, der Dassault. Ein altehrwürdiger Wein. Als Spanienkenner erinnerte er mich an alte Riojas.
Kein Erlebnis, dass man sich jeden Tag wünscht. Man muss Spass am alten Wein haben und sich entsprechend mit ihm befassen.
Und zum Essen? Eine meiner Leibspeisen: geschnetzelte Kalbsleber in Rahm-Salbei Sauce mit Rösti. Der Dassault passte hervorragend, ist die Sauce doch mit dem Portwein und Balsamico auch oxidativ.
Hier mein Rezept: Geschnetzelte Kalbsleber in Salbei-Rahmsauce.